Für jung und alt: Die neue Lust am Hüttenwandern

Von wegen bieder! Das Hüttenwandern erlebt eine Renaissance, gerade bei jüngeren Menschen. Die klassische Tour von Hütte zu Hütte vereint Abenteuer und Sicherheit, Natur und Kultur, Erlebnis und Ergebnis. Wir geben Tipps, wie deine Hüttentour zum unvergesslichen Erlebnis wird!

Nach einem langen Tag in den Bergen hier zur Ruhe kommen? Ein Traum. Die Muttekopfhütte in den Lechtaler Alpen. Bild: Ralf Gantzhorn (†)

Warum Hüttenwandern? Ein unvergleichliches Erlebnis!

Es gibt viele gute Gründe, eine Tour von Hütte zu Hütte zu planen. Ein ganz naheliegender ist das Gepäck. Wer in Berghütten isst und übernachtet, muss viel weniger schleppen. Kein Zelt, kein Kocher, kein oder nur einen Notfallvorrat an Brennstoff, weniger Lebensmittel, und und und. Wer all das nicht tragen muss, geht leichter und beschwingter, hat unterwegs mehr Kraft und Zeit für Pausen, gute Gespräche oder das intensive Naturerlebnis.

Für andere Menschen ist das Gemeinschaftserlebnis auf der Hütte der entscheidende Grund für diese Form des Wanderns. An keinem anderen Ort trifft man so viele und doch so unterschiedliche Menschen, die die Leidenschaft Berg und Natur teilen. Beim geselligen Abend nach einer anstrengenden Wanderung oder der gemeinsamen Planung vor einem herausfordernden Gipfeltag können Freundschaften, Seilschaften oder Partnerschaften fürs Leben entstehen.

Berghütten sind oft Hotspots regionaler Esskultur. Bild: Christoph Schörgi

Berghütten sind außerdem authentische Orte regionaler Kultur und Kulinarik. Nicht nur Obelix wusste, dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten.

Nicht zuletzt sind gerade Berghütten ein wichtiges Sicherheitsnetz für alpine Unternehmungen.

Sogenannte Biwakschachteln wie hier am Ellmauer Halt im Wilden Kaiser bilden ein wichtiges alpines Sicherheitsnetz. Bild: Ralf Gantzhorn (†)

Tipp: In vielen Berg- und Naturregionen Mitteleuropas ist das „wilde“ Zelten oder kampieren nicht oder nur eingeschränkt erlaubt. Mehr dazu verraten wir in unserem Podcast „Inside Outdoor“ und dem Das Tausend-Sterne-Hotel I – Wildcampen und Biwakieren in Deutschland, Österreich, Schweiz.

«Dein Hüttenerlebnis – Essen und Trinken: Nach einem langen Tag in den Bergen lässt du den Abend gemütlich auf der Terrasse vor der Hütte ausklingen. Ein selbstgebrannter Heuschnaps, ein Bergkäse und ein Stück Speck aus dem Tal, das du vor wenigen Stunden selbst noch durchwandert hast. Geht es schöner?»

Abendessen mit Ausblick am Refuge d’Argentière in den Savoier Alpen. Bild: Ralf Gantzhorn (†)

Kleiner Hüttenknigge: Planung und Buchung

Damit die Hüttentour zum tollen Erlebnis wird, gilt es im Vorfeld und vor Ort einige Dinge zu beachten. Denn Hütten sind keine Hotels. Ihr Betrieb auf exponierten Berggraten oder in abgelegenen Tälern ist aufwändig und teuer. Hütten leben deshalb vom Miteinander zwischen Wirt und Gast. Um allen Beteiligten das Leben zu erleichtern, solltest du wann immer möglich im Vorfeld deine Übernachtung(en) buchen. So können alle besser planen. Wenn du unter Lebensmittelunverträglichkeiten leidest, oder besondere Ernährungswünsche hast, stimme dich am besten ebenfalls im Vorfeld ab.

Urgemütlich geht es zu in der Selbstversorgerhütte Refuge de la Charpoua im Mont-Blanc-Massiv. Bild: Ralf Gantzhorn (†)

Eine Buchung ist übrigens nur etwas wert, wenn sie auch angetreten wird. Es ist ärgerlich für alle Beteiligten, wenn eine Reservierung nicht oder nur ganz kurzfristig abgesagt wird. Im schlimmsten Fall haben die Wirt*innen dann nämlich schon anderen Gästen abgesagt, die dann ohne Dach über dem Kopf dastehen, obwohl eigentlich noch Betten frei sind. Wenn wir alle fair sind, müssen die Hütten auch keine Stornierungsgebühren erheben.

Genauso urgemütlich der Speisesaal der Berliner Hütte. Bild: Ralf Gantzhorn (†)

Kleiner Hüttenknigge: Vor Ort

Vor Ort ist es eine gute Idee, schmutzige oder nasse Kleidung direkt in die Trockenräume zu bringen und in die gemütliche Hüttenkleidung und Hüttenschuhe zu schlüpfen. So bleibt die Hütte sauber und der Abend gemütlich. Weil viele Menschen auf kleinem Raum untergebracht sind, empfiehlt es sich, alle benötigten Dinge für die Nacht und den Morgen unmittelbar nach der Ankunft bereit zu legen, damit du nicht mitten in der Nacht mit Licht und Lärm deinen Rucksack durchwühlen musst.

Gute Nacht! Bild: Moritz Attenberger

Trotz aller Schönheiten des Hüttenlebens, tollem lokalen Essen und Co.: Eine Berghütte ist kein Wellness-Ressort. Regenduschen, Fünf-Gänge-Menu und freies W-Lan kannst du im Tal wieder genießen, für abgelegene Berghütten ist ein solcher Luxus kaum zu leisten. Das gilt übrigens oftmals auch für das Laden von einem Dutzend E-Bike-Akkus. Hier empfiehlt es sich vorab, die Stromversorgung zu klären. Die vergleichsweise Einfachheit hat aber auch viele Vorteile, denn du kannst dich ganz intensiv auf das Erlebnis Berg konzentrieren.

Brettspiel statt Smartphone. Bild: Tristan Hobson

Ein absolutes No-Go ist übrigens, in Sichtweite einer Hütte ungefragt ein Lager aufzuschlagen und die Infrastruktur zu nutzen, ohne zu bezahlen. Wenn die Hütte bis unters Dach ausgebucht ist, kannst du aber in jedem Fall freundlich fragen, ob das ausnahmsweise möglich ist. Dann solltest du zumindest dein Essen beim Wirt kaufen. Mitgebrachtes Essen zu konsumieren, ist nicht fair. Schließlich sind die Einnahmen durch den Essensverkauf eine überlebenswichtige Einnahmequelle für die Hüttenbetreibenden. Wer dagegen seinen eigenen Müll selbst mit ins Tal nimmt, statt das von anderen erledigen zu lassen, macht sich in jedem Fall Freunde.

Tipp: Der DAV-Summit-Club hat einen praktischen Hütten-Knigge geschrieben.

Alpenglühen! Bild: Val Gardena / Harald Wisthaler

«Dein Hüttenerlebnis – Alpenglühen: Egal, ob du nach West oder Ost schaust. Bei gutem Wetter spiegelt sich in fantastisch gold-orangenen und violetten Tönen die Sonne in den umliegenden Bergen, auf Schneeflächen und in Steilhängen. Das indirekte Licht beleuchtet die Sphäre oberhalb der Schatten mit einem fast geisterhaften Schleier.»

Hütten als naturschonende Alternative zu Zelt und Biwak

Viele Menschen zieht es in die Natur. Wir von VAUDE sind froh darüber. Damit geht aber auch eine große Verantwortung einher. Denn nicht nur die besonders empfindlichen Bergregionen sind mit einem Ansturm Erholungssuchender ökologisch schnell überfordert. Hier leisten Hütten einen wichtigen Beitrag, um Naturerlebnis und Naturschutz zu versöhnen. Sie konzentrieren den Nutzungsdruck auf wenige geeignete Orte und stellen die Infrastruktur bereit, damit viele Menschen naturverträglich das Draußensein genießen können. Ganz praktisch heißt das: Weniger Störung von Wildtieren durch viele einzelne, verstreute Lagerplätze; weniger menschliche Latrinen mit langsam verrottendem Toilettenpapier; weniger Müll; weniger Schäden durch Bodenverdichtung und Erosion durch Lager an ungeeigneten Orten, und so weiter. So machen Hütten das gelegentliche Biwak erst so richtig schön!

Die Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen ist ein echter Klassiker. Bild: Ralf Gantzhorn (†)

Der alpine Klassiker: DAV, ÖAV und Co.

Oberreintalhütte, Falkenhütte, Monte-Rosa-Hütte oder Büllelejochhütte. Viele Berghütten sind Ikonen der Alpen. Der VAUDE-Partner DAV („Deutscher Alpenverein“) und seine Partnerorganisationen wie ÖAV („Österreichischer Alpenverein) oder SAC („Schweizer Alpin Club) betreiben über 2.000 Hütten im gesamten Alpenraum, die DAV-Mitglieder alle vergünstigt nutzen können. Allein der DAV besitzt weit über 300 Hütten in den Alpen und deutschen bzw. französischen Mittelgebirgen. Auch andere Bergregionen wie Slowenien, die Slowakei, Polen, Spanien, Schweden oder Norwegen besitzen ein dichtes Netz von bewirtschafteten oder unbewirtschafteten Hütten. Das sind Tourenmöglichkeiten für ein ganzes Wanderleben!

Ohne Luxus und doch ganz bei dir! Bild: Ralf Gantzhorn (†)

Modern Times: Nomady als universelle Alternative für Selbstversorger*innen

Gerade für Menschen, die ganz spontan unterwegs sind, oder Touren außerhalb der großen Bergregionen machen wollen, kann Nomady eine gute Alternative sein. Das Unternehmen aus Konstanz vermittelt private Unterkünfte oder Ferienwohnungen genauso wie Wohnmobilstell- oder Zeltplätze. So kannst du dein Zelt ganz bequem, sicher und legal etwa bei der Bauersfamilie auf die Bergwiese stellen. Adrian von MyCabin - jetzt Nomady - bringt die Idee auf den Punkt: „Alles entstand bei langen Wanderungen im Voralpenraum, als das Team auf die Hütten und Schober am Wegesrand, aufmerksam geworden ist. Das Ziel unseres baden-württembergischen Start-ups: Echte Erlebnisse in und mit der Natur zu ermöglichen. Heute findest du bei Nomady über 1.000 private Stell- und Zeltplätze für alle, die gerne in der Natur unterwegs sind .“

Murmeltiere – die Charakterköpfe der Alpen. Bild: Katynn | KI-generiert | Adobe Stock

«Dein Hüttenerlebnis – Natur: Die Alpendohlen picken unerschrocken die Krümel des Abendessens von den Tischen. Hoch am Himmel zieht ein Steinadler oder ein Bartgeier majestätisch seine Kreise. Ein Murmeltier pfeift schrill und warnt vor einer Gefahr. Ein pechschwarzer Alpensalamander kommt nach einem Regenschauer aus dem Versteck. Auch und gerade dort, wo Wildtiere die Anwesenheit des Menschen gewöhnt sind, kannst du viele wunderbare Beobachtungen machen. Es lohnt sich, die Augen offen zu halten.»

Schutzhütten als Kompromiss aus Hütte & Biwak

Wo weder große Berghütte noch MyCabin-Spots zur Verfügung stehen, ist eine Schutzhütte eine gute Wahl für eine minimalistische Nacht in der Natur. Quasi die Mischung aus Berghütte und Biwak. Man schläft trocken und einigermaßen windgeschützt und genießt trotzdem die nächtlichen Geräusche ganz ungefiltert. Bzgl. Toilettengang, Kochen und Nachtruhe gilt, was auch für Biwak oder die Nacht im Zelt gilt: Hinterlasse keine Spuren außer deinen Fußabdrücken und nimm nichts mit als den Müll der Anderen.

Was für ein Erlebnis! Bild: Moritz Attenberger

Praktische Tipps zu Buchung, Planung, Anreise und Co.

Wir bei VAUDE sind überzeugt, dass schon die Anreise Teil des Vergnügens ist. Viele tolle Regionen und Abenteuer kannst du bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder sogar mit dem Fahrrad statt mit dem Auto erreichen. So bist du auch nicht darauf festgelegt, dass deine Tour endet, wo du sie gestartet hast. Manche Alpenregionen shutteln dich sogar mit Sammeltaxis vom Bahnhof zum Startort. Mehr erfährst du bei der Initiative Bahn & Berg des DAV.

Für die Hüttenbuchung haben AVS, DAV, ÖAV und SAC ein gemeinsames, länderübergreifendes Online-Portal aufgelegt. Der gute, alte Anruf direkt auf der Hütte ist natürlich auch möglich. Buchungen von Unterkünften auf mycabin.de funktionieren bequem über die Webseite.

Wenn du von Hütte zu Hütte gehst, plane ruhig Pausenzeiten ein. Bild: Ralf Gantzhorn (†)

Gerade, wenn du Touren von Hütte zu Hütte machen willst, plane deine Gehzeiten besser konservativ, bedenke Pausenzeiten oder, dass du am Wegesrand anhältst, um das Foto deines Lebens zu machen (So gelingt dir das perfekte Outdoor-Foto haben wir hier aufgeschrieben). Die Angaben zu den Gehzeiten in den einschlägigen Wanderführern oder auf Schildern vor Ort sind keine normierten Messwerte, sondern ungefähre Einschätzungen als Hilfestellung für die eigene Planung. Je nach Wetterbedingungen, Fitness, Gepäck und Pausenkultur können deine Gehzeiten stark abweichen. Nur mit Zeitpuffer kannst du Essen, Geselligkeit und Ruhe auf der Hütte so richtig genießen!

Beim Südtiroler Rotwein den nächsten Tag planen? Traumhaft! Geht natürlich auch beim Almdudler. Bild: Christoph Laue

Ausrüstungstipps

Zelt, Kocher und Co. können bei der Hüttentour ruhig zuhause bleiben. Einige Teile sollten aber unbedingt ins Gepäck, damit die Tour von Hütte zu Hütte erfolgreich wird:

  • Nichts kann so sehr den Schlaf rauben, wie das falsche Kopfkissen. Statt das Lieblingskissen von zu Hause mitzuschleppen, ist das leichte und klein verpackbare Pillow eine tolle Alternative.
  • Ein Hüttenschlafsack, zum Beispiel ein dünner und leichtgewichtiger Deckenschlafsack wie der VAUDE Navajo 500 SYN, spart auf der Hütte Zeit und Geld und dient dir als Notfallwärme, wenn unterwegs doch etwas schief geht und du möglicherweise auf die Rettung warten musst.
  • Ein kompaktes Mikrofaser-Handtuch spart Gewicht und trocknet extrem schnell wieder. Damit bist du für die abendliche Dusche auf der sicheren Seite.
  • Erst die Pausen machen eine Wanderung perfekt. Statt nass und kalt auf dem Boden sitzt es sich auf einem Sitzkissen wie dem Seat Pad Light einfach bequemer.
  • Egal wie gut das Wetter: Regenjacke und -hose gehören immer ins Gepäck!
Viel Freude unterwegs! Bild: Ralf Gantzhorn (†)