Wandern & Durchatmen: Meine liebsten Hüttentouren in der Schweiz
Zwischen Sonnenaufgang, Dauerregen, Schnee und Ausblicken, die hängen bleiben
Wandern ist für mich mehr als nur Strecke machen. Es ist eine Pause vom Alltag, ein bisschen Abstand und oft auch einfach ein gutes Gefühl. Besonders mag ich Touren mit einer Übernachtung - irgendwo oben, wo es am Abend stiller wird und ich morgens mit dem ersten Licht loslaufe.
Die drei Touren, die ich hier teile, gehören zu denjenigen, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind. Nicht, weil alles perfekt lief, sondern genau, weil eben nicht. Es war kalt, nass, anstrengend, wunderschön. Und genau deshalb besonders.


1. Schnee und Sonnenaufgang am Schäfler - über Wildkirchli und Äscher bis zum Seealpsee
Start: Ebenalp | Übernachtung: Berggasthaus Schäfler | Ziel: Wasserauen
Diese Tour im Alpstein ist eine meiner absoluten Favoriten. Ich starte bei der Bergstation der Luftseilbahn Ebenalp. Der Weg führt zuerst durch das Wildkirchli, ein eindrucksvoller Höhlenweg, und danach weiter zum Äscher, dem bekannten Berggasthaus, das spektakulär an der Felswand ragt.


Nach einem kurzen Kaffee-Stopp wird der Weg steiler. Ich folge dem Gratweg, der mich über freies Gelände und einen schmaleren Pfad zum Berggasthaus Schäfler bringt. Kurz vor dem Ziel liegt plötzlich Schnee. Und das im September.
Oben auf dem Schäfler wartet eine einfache, gemütliche Unterkunft mit warmem Essen, einer dicken Decke und einem Blick über das gesamte Alpsteingebiet. Am nächsten Morgen zeigt sich der Himmel klar. Ich gehe früh raus und erlebe einen Sonnenaufgang, wie ich ihn bisher nur selten gesehen habe.


Der Abstieg führt mich hinunter zum Seealpsee - ein steiler, aber schöner Weg. Unten am See nehme ich mir Zeit. Das Wasser ist klar, kalt und perfekt für eine kleine Abkühlung. Danach geht es weiter bis nach Wasserauen, wo ich mit der Bahn zurückfahre.


2. Panoramablick und Bergsee an der Schynigen Platte - über das Faulhorn bis nach Grindelwald
Start: Schynige Platte | Übernachtung: Berghotel Faulhorn | Ziel: Grindelwald First
Diese Tour ist wie ein Postkartenklassiker und deswegen auch sehr bekannt. Ich finde: völlig zu Recht. Sie startet mit der nostalgischen Zahnradbahn zur Schynigen Platte. Schon die Anfahrt fühlt sich besonders an. Oben angekommen, beginnt der Weg mit einem weiten Panorama. Eiger, Mönch und Jungfrau begleiten mich fast durchgehend.


Der Weg führt zuerst über sanfte Grashügel, dann durch felsigeres Gelände bis zum Faulhorn. Der letzte Anstieg zur Hütte ist anstrengender, lohnt sich aber. Ich übernachte im Berghotel Faulhorn. Es ist einfach, charmant und liegt direkt auf dem Grat. Das Holz knarzt, der Wind zieht durch und genau das macht den Reiz aus.


Am nächsten Morgen gehe ich weiter zum Bachalpsee. Die Berge spiegeln sich im Wasser, es ist fast windstill. Von dort wandere ich zur Firstbahn und fahre gemütlich zurück nach Grindelwald. Es ist eine dieser Touren, bei denen einfach alles passt.


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3. Zelte, Regen und Stille am Stanserhorn – über die Alp Laucheren bis nach Engelberg
Start: Stanserhorn | Übernachtung: Alp Laucheren | Ziel: Engelberg
Diese Tour ist ruhiger und weniger bekannt. Ich starte auf dem Stanserhorn - oben angekommen mit der offenen Cabrio-Bahn: Schon die Fahrt ist ein Erlebnis. Der Weg führt mich über weite Alpwiesen, entlang sanfter Kuppen, durch kleinere Waldstücke und über den Arvigrat bis zur Alp Laucheren.


Geplant ist eigentlich: Zelten. Dort kann ich entweder ein Zelt mieten oder mein eigenes aufstellen. Aber dann kommt der Regen und zwar nicht ein bisschen, sondern richtig. Innerhalb kürzester Zeit bin ich komplett durchnässt. Ich bin unfassbar dankbar, dass ich spontan in der Hütte unterkommen darf. Drinnen ist es warm, einfach und gemütlich. Es riecht nach Holz und nasser Kleidung, aber die Stimmung ist gut.


Am nächsten Morgen zeigt sich der Himmel wieder klar. Ich starte früh, gehe vorbei an Kühen und Schafen, durch ein kurzes Waldstück und dann über einen langen, offenen Pfad Richtung Engelberg.


Der Abstieg ist ruhig und steil. Ich treffe kaum jemanden. Diese Tour beginnt eher unscheinbar bleibt aber lange im Kopf.
Fazit – oder: Warum gerade solche Touren so guttun
Wandern muss nicht immer spektakulär oder besonders anspruchsvoll sein, um etwas auszulösen. Für mich sind es oft die Touren mit einer Übernachtung, die sich besonders einprägen. Weil ich mir mehr Zeit nehme. Weil ich nicht gleich wieder runter muss. Weil ich abends nicht ins Auto oder den Zug steige, sondern einfach da bleibe, wo ich gerade bin.


Und weil unterwegs fast immer etwas passiert, womit ich nicht rechne. Schnee im Spätsommer, ein spektakulärer Sonnenaufgang oder ein Hüttenabend mit Menschen, die ich vorher nicht kannte. Genau das macht diese Touren für mich besonders.
Vielleicht ist ja eine Tour für dich dabei. Viel Spaß!
Lisa / @lisi.wldo