Skitouren sicher genießen: Planung, Ausrüstung und Verhalten für perfekte Tage im Schnee
Skitouren sind einfach wunderschön. Sind wunderbar und sie sind Bergsport in Reinform. Wer schon mal mit den Skiern auf einen Berg raufgegangen ist, weiß diese Ruhe in den verschneiten Bergen zu schätzen, den Weitblick und natürlich dann die anschließenden Abfahrten im unberührten Pulverschnee.
Warum Sicherheit bei Skitouren essenziell ist
Doch diese Erlebnisse sind nicht ohne Risiko. Lawinen, Wetterumschwünge und die Herausforderungen der Natur erfordern von Skitourengehern eine sorgfältige Vorbereitung. Sicherheit ist daher kein Bonus, sondern ein Muss.
Immer wieder kommt es bei Skitouren zu tragischen Unglücken, die auf mangelnde Vorbereitung, unzureichende Ausrüstung oder falsche Entscheidungen zurückzuführen sind. Doch das muss nicht sein – mit der richtigen Planung, Ausrüstung und Ausbildung können Risiken minimiert werden.
Pflichtausrüstung für jede Skitour: Checkliste und Tipps
Die richtige Ausrüstung entscheidet über das Gelingen deiner Tour und im Ernstfall sogar über Leben und Tod.


Hier ist eine Checkliste der wichtigsten Utensilien:
Pflichtausrüstung:
o Skifelle und Skistöcke
o LVS-Gerät (mindestens 3-Antennen-Technologie) – idealerweise keine Geräte mehr verwenden, die älter als 15 Jahre sind. Ratsam ist es auch, vor Beginn der Saison beim Hersteller nach Updates zu fragen. Immer darauf achten, dass die Batterien mindesten 80 Prozent voll sind.
o Lawinenschaufel (aus Metall)
o Sonde
o Skihelm
o Handy
o Harscheisen
Zusätzliche Sicherheit:
o (Doppelversion für den Notfall)
o
o Wetterfeste Kleidung (Hardshell), z.B.
o Zusätzliche Isolationsschichten, z. B.
Nützliche Extras:
o Karte und Kompass
o GPS-Gerät und Powerbank
o Schneesäge (ist bei manchen Schaufeln integriert)
o Kabelbinder
o Multitool
o Thermoskanne mit warmen, gezuckertem Tee
o Snacks wie Trockenfrüchte und Nüsse
o Sonnencreme
Prüfe vor jeder Tour, ob deine Ausrüstung vollständig und funktionstüchtig ist!
Wie trage ich das LVS richtig?
Das LVS-Gerät solltest du immer direkt am Körper tragen, unter einer Bekleidungsschicht oder in der Hosentasche, wenn man sie mit dem Reißverschluss zu machen kann. Wichtig ist auch, dass elektronische Geräte wie Handy, Helmkamera, Sportuhr oder das elektronische Airbag-System mindestens 20 Zentimeter, besser 50 Zentimeter weit weg sind, weil sie die Antennen des LVS stören können. Auch bei vermeintlich leichten Touren solltest du immer ein LVS-Gerät dabei haben, so die Empfehlung von Experten.
Der LVS-Check
Bevor du ins freie Gelände startest, ist der LVS-Check Pflicht. Damit stellst du sicher, dass dein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) einwandfrei sendet und empfängt – und dass auch deine Tourenpartnerinnen korrekt ausgestattet sind. Der Check läuft in zwei Schritten: Zuerst prüft ihr in der Gruppe, ob alle Geräte senden, dann kontrolliert jeder einzeln die Empfangsfunktion. Achte dabei auch auf den Batteriestand! Ein funktionierendes LVS-Gerät kann im Ernstfall Leben retten – doch noch wichtiger sind deine Planung, dein Lawinenwissen und eine umsichtige Tourenwahl.
LVS-Suche: So läuft die Rettung im Ernstfall ab
Lawinen sind eine der größten Gefahren beim Skitourengehen oder Freeriden im alpinen Gelände. Wer in den Bergen unterwegs ist, sollte nicht nur eine Lawinenausrüstung dabeihaben, sondern auch genau wissen, wie eine LVS-Suche (Lawinenverschüttetensuche) abläuft. Denn im Notfall zählt jede Sekunde.
Hier erfährst du, wie du richtig handelst, wenn eine Lawine abgegangen ist und eine Person verschüttet wurde.


1. Überblick verschaffen und Sicherheit beachten
Nach einem Lawinenabgang gilt es zunächst, Ruhe zu bewahren und sich einen Überblick zu verschaffen.
Wichtige erste Schritte:
Eigene Sicherheit prüfen: Gibt es noch eine Nachlawine? Ist der Hang stabil? Notruf absetzen: Falls möglich, sofort die Rettung alarmieren (Notrufnummern: 112 oder 140 in Österreich). Letzte Sichtung merken: Wo wurde die verschüttete Person zuletzt gesehen? Diese Info ist für die Suche essenziell!
Falls du mit mehreren Leuten unterwegs bist, ist es wichtig die Rollen zu klären. Einer setzt den Notruf ab und kommuniziert mit den Rettungskräften, die erfahrenste Person führt die LVS-Suche durch.
2. LVS-Gerät auf "Suchen" stellen
Alle Suchenden schalten ihr LVS-Gerät auf den Suchmodus. Derjenige, der die Führung übernimmt, beginnt die Suche am Punkt der letzten Sichtung und bewegt sich mit langsamem, systematischem Raster den Hang hinunter.
3. Signalsuche (grobe Ortung)
In der Signalsuche versucht man, das erste Signal des LVS-Geräts des Verschütteten zu empfangen.
Wichtig:
· Gerät in ca. 1 m Abstand über den Schnee halten
· Zickzack-Bewegung den Hang hinunter
· Mit ca. 20 km/h in Bewegung bleiben
· Sobald das LVS-Gerät ein Signal empfängt (meist ab 40–60 m Entfernung), langsam weitergehen und auf die Richtungspfeile und Distanzangaben achten
4. Grobsuche (Eingrenzung der Position)
Nun folgt die Grobsuche, um den genauen Verschüttungspunkt weiter einzugrenzen.
Das LVS-Gerät sollte in Bauchhöhe gehalten werden. Die Bewegungen werden langsamer und kontrollierter. Dem LVS-Pfeil und der Distanzanzeige konsequent folgen. Sobald der Abstand unter 3 Meter sinkt, das LVS-Gerät auf Bodenhöhe halten und in Schleifenbewegungen nach dem stärksten Signal suchen.


5. Feinsuche (exakte Ortung)
Hier wird der exakte Verschüttungspunkt auf Zentimeter genau bestimmt.
Vorgehen:
· LVS-Gerät direkt über den Schnee halten (wenige cm Abstand)
· Langsam in einem Kreuzmuster bewegen, um den kleinsten Zahlenwert zu finden
· Gerät flach halten, nicht kippen!
Die kleinste Zahl (ca. 0,3–0,5 m) markiert den Punkt, an dem sondiert wird.
6. Sondierung (exakte Tiefenbestimmung)
Jetzt kommt die Lawinensonde zum Einsatz.
Richtig sondieren: Senkrecht in den Schnee stechen (nicht schräg!) Im Raster von 25 cm um den Feinsuchpunkt herum sondieren Widerstand fühlen – ist es weich (Schnee) oder hart (Körper, Ausrüstung)? Hat man einen Treffer, die Sonde stecken lassen!


7. Schaufeln (schnell und effizient ausgraben)
Das Schaufeln ist der zeitintensivste Teil der Rettung – und oft der größte Zeitfresser.
⛏ Effizient schaufeln:
· Nicht direkt von oben graben, sondern hangseitig in einer V-Form ansetzen
· Ab etwa 1,5-facher Verschüttungstiefe mit einem flachen Schaufelwinkel arbeiten
· Schneeblöcke rausziehen, nicht nur locker schaufeln
· Mehrere Retter arbeiten im Wechsel, um nicht zu erschöpfen
Ziel ist es, die verschüttete Person so schnell wie möglich freizulegen, insbesondere den Kopf- und Brustbereich, damit sie wieder atmen kann.


8. Erste Hilfe und Bergung
Sobald die Person freigelegt ist, gilt es, die Atmung zu überprüfen. Falls nötig, muss sofort mit lebensrettenden Maßnahmen begonnen werden.
Wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen:
· Atemwege freimachen, Schnee aus Mund und Nase entfernen
· Falls keine Atmung → Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) starten
· Warme Kleidung anziehen oder wärmende Maßnahmen einleiten, z.B. Biwaksack und Rettungsdecke nutzen
· Auf Rettung warten
Fazit: Üben rettet Leben!
Die beste Notfallausrüstung nützt nichts, wenn man sie nicht bedienen kann. Deshalb ist es entscheidend, LVS-Suchen regelmäßig zu trainieren – am besten mit einem Lawinenkurs oder in Trainingscamps. Denn im Ernstfall zählt jede Sekunde, und wer schnell und richtig handelt, kann Leben retten!
Nach neuesten Erkenntnissen beträgt die Überlebensphase nur rund 10 Minuten.


Gruppendynamik und Verantwortung: Warum klare Rollen auf Tour entscheidend sind
Wenn du mit einer Gruppe unterwegs bist, ist eine klare Rollenverteilung essenziell. Von Anfang an sollte feststehen, wer die Entscheidungen trifft – in der Regel ist das die Tourenleitung. Sie trägt die Verantwortung für die Sicherheit der gesamten Gruppe und muss im Zweifel auch unpopuläre Entscheidungen treffen, etwa eine Umkehr, wenn das Wetter umschlägt oder jemand konditionell nicht mehr mithalten kann.
Ein häufiger Fehler ist es, sich an ein ursprünglich gesetztes Ziel zu klammern. Versprechungen wie „Wir schaffen heute den Gipfel“ können Druck erzeugen und die Gruppe dazu verleiten, trotz schlechter Bedingungen weiterzugehen. Hier braucht es eine Führungsperson, die die Lage objektiv einschätzt und notfalls Alternativen aufzeigt. Denn am Ende zählt nicht, ob alle ihr Wunschziel erreichen – sondern dass alle gesund und sicher zurückkommen.


Fazit: Gut vorbereitet in die verschneite Bergwelt starten
Skitouren sind ein unvergleichliches Abenteuer, das du sicher und nachhaltig genießen kannst – wenn du gut vorbereitet bist. Setze auf hochwertige Ausrüstung, übe regelmäßig und nimm dir die Zeit für eine gründliche Planung. So steht deinem perfekten Tag im Schnee nichts mehr im Weg!
Hier findest du Skitouren-Ausrüstung für deine perfekte Skitour:
Weiterführende Infos:
Snow-Camps bietet der SAAC an.
Allgemeine Infos & Kurse beim Deutschen Alpenverein.
Must see: Lawinenupdate 2024/25 vom Österreichischen Alpenverein ÖAV mit Michael Larcher.
Video-Tutorial vom Österreichischen Alpenverein ÖAV zum Ablauf einer LVS-Suche.
Video-Tutorial zum LVS-Check vom ÖAV.

