Connecting Flights: Die etwas luftigere Radreise

Wer an Radreisen denkt, denkt oft an Urlaub, das Erkunden neuer Gegenden und Nächte unter freiem Sternenhimmel. Doch Radreisen ist auch verbunden mit schwerem Gepäck, dem Bezwingen harter Pässe und gnadenlosem Wetter. Das hielt drei leidenschaftliche Gleitschirmflieger aus Süddeutschland nicht davon ab, ihre geliebten Gleitschirme zusätzlich auf die Räder zu schnallen. Der Plan von Nicolas Brixle, Luggi Bröll und Philipp Wiedmann war einfach: einmal mit dem Rad quer durch die Westbalkanstaaten zu fahren, um die schönsten Bergregionen des Balkans mit ihren Paragleitern auch aus der Luft zu erkunden.

Bei der Planung und der Suche nach passenden Fluggebieten eroberte ein Berg direkt die Aufmerksamkeit der drei: der Olymp in Griechenland, Berg der Götter. Vorab völlig unklar, ob ein Flug von dort überhaupt möglich sein würde, zeichnete sich schnell ab, dass ihre Reise sie entlang der wildesten Startplätze des Balkans führen wird.

Bikepacking und Paragliding auf dem Balkan

Noch in München, beim Start der Reise, wartete die erste Hürde: der Fernbus nach Montenegro wollte trotz vorheriger Absprache die Räder nicht mitnehmen. Nach kurzer Ratlosigkeit stand die Lösung direkt vor den drei. Ein Busfahrer an der Haltestelle nebenan hatte die Diskussion mitbekommen und angeboten, sie, statt nach Montenegro, nach Bosnien und Herzegowina mitzunehmen. Zehn Minuten später saßen Nico, Luggi und Philipp im Bus nach Sarajevo - die Fahrt sollte genügend Zeit für die erste Planänderung bieten. Leicht verschlafen und frohen Mutes starteten sie ihr Abenteuer also aus Sarajevo Richtung Süden. In den folgenden Tagen wurden noch Montenegro und der Durmitor Nationalpark erkundet, bevor sie sich nach Albanien durchschlugen.

 

Die Reise führte die Gruppe über holprige Schotterwege, weite Landschaften und urige Dörfchen. Jeder Tag auf dem Balkan brachte neue Herausforderungen mit sich: von plötzlichem Unwetter, das ihre Flugpläne durchkreuzte, bis hin zu technischen Pannen. „Wir hatten zwei Platten, eine abgefallene Satteltasche, einen nicht festgeschraubten Gepäckträger und dann hat es auch noch angefangen zu gewittern“, erzählt Philipp lachend über die kleinen Katastrophen, die ihnen innerhalb von zwei Stunden widerfuhren. Dem Material wurde in jeder Hinsicht alles abverlangt. Die Räder waren bepackt mit zwei Seitentaschen und dem Gleitschirm am Gepäckträger, einer Rahmentasche und einer Lenkerrolle, welche Stauraum für Verpflegung, Camping- und Filmequipment sowie Wechselkleidung boten. Voll bepackt wog jedes der Räder jenseits der 40 Kilogramm.

 

Trotz der Strapazen waren es die Begegnungen mit den Einheimischen, die ihre Reise prägten. „Ich fand es mega, dass uns die Leute immer angehupt haben, angefeuert haben in den Aufstiegen, teilweise eingeladen haben zum Schnaps trinken, zum Kaffeetrinken…“, schwärmt Luggi. Diese spontanen Interaktionen boten nicht nur willkommene Pausen, sondern schufen auch eine tiefe Verbindung zu Land und Leuten, die trotz aller sprachlichen Barrieren oft in spannenden Gesprächen über das Leben mündeten.

Gleitschirmfliegen am Olymp

Aus dem albanischen Gebirge machten sich die drei Bikepacker nach zwei Wochen auf zu weiteren Fluggebieten in Nordmazedonien. Schlaglochfreie Straßen und beste Flugbedingungen sorgten für adrenalinreiche Tage - bis ein Blick auf die Langzeit-Wetterprognose für Ernüchterung sorgte. Eine sich annähernde, ausgedehnte Kaltfront lies das große Ziel vom Olymp zu fliegen in weite Ferne rücken. Das kurze Zeitfenster, das blieb, stellte die Jungs vor eine Herkulesaufgabe: Ein Tag im Sattel über 180 Kilometer und 1500 Höhenmeter sowie der 2000 Höhenmeter umfassende Zustieg zum Olymp am darauffolgenden Tag. So eine sportliche Herausforderung lassen sich die drei jungen Abenteurer trotz der geringen Chance auf fliegbare Bedingungen aber natürlich nicht entgehen. 

 

Der Film „Connecting Flights - Bike and Fly Balkans“ zeigt mehr als nur eine physische Reise - er zeigt eine Reise der Gastlichkeit, der Freundschaft und der Entdeckung. Eine Route, die nicht nur die Gleitschirm-Startplätze, sondern auch die drei Freunde und die Einheimischen miteinander verbindet. Mit ihren Gleitschirmen und Fahrrädern erlebten sie den Balkan in seiner reinen und unverfälschten Pracht und hinterließen nichts als Reifenspuren und den Wunsch, eines Tages zurückzukehren. Gefilmt und produziert haben sie dabei alles selbst, was den besonders authentischen Stil des Films ausmacht und intime Einblicke in die Reise erlaubt. 

Für jeden, der sich nach einem echten Abenteuer sehnt, haben Nicolas, Philipp und Luggi eine klare Botschaft: Manchmal ist das größte Risiko, das man eingehen kann, einfach nicht loszufahren.

Weitere Informationen und die genaue Route findet ihr hier auf Komoot

Den Film sehr ihr auf YouTube.