Fahrradhosen-Sitzpolster – Sattelfestes Konzept auf wissenschaftlicher Basis
Jede*r, der regelmäßig aufs Rad steigt und dort die ein oder andere Stunde verbringt, weiß, wenn das Sitzpolster der Fahrradhose nicht zu den eigenen Bedürfnissen passt, wird es schnell unangenehm. Wir bei VAUDE als Bikesport-Begeisterte wissen das, sowohl aus eigener Erfahrung im Sattel als auch aus dem Dialog mit Kund*innen. Um unsere Sitzpolster für die VAUDE-Radhosen noch komfortabler zu machen und besser an individuelle Anforderungen anzupassen, haben wir uns in ein Mammutprojekt gestürtzt und sind die Sitzpolster-Entwicklung wissenschaftlich angegangen. Zusammen mit Universitäten haben wir in vielen verschiedenen Studien erforscht, ob und wie sich Faktoren wie Sitzposition auf dem Rad, anatomische Unterschiede zwischen den Geschlechtern – sowie der Untergrund beim Radfahren auf den Sitzkomfort auswirken. Dementsprechend konnten wir anhand der Studien Sitzpolster für Radhosen entwickeln, die auf die individuelle Fahrrad-Aktivität abgestimmt sind.
Welche Faktoren beeinflussen den Sitzkomfort auf dem Rad?
Ob sich der Hintern nach 100 Kilometern noch geschmeidig anfühlt oder nur noch “Absteigen!” schreit, hängt von vielen Faktoren ab. Die Druckverteilung auf dem Sitzpolster wird von zahlreichen Parametern beeinflusst: unter anderem Sitzposition, Sattel, Radhose, individuelle körperliche Verfassung, der Untergrund und die Fahrrad-Aktivität. Sitzpolster polstern das Gesäß und gehen uns trotzdem nicht “am Arsch vorbei” – wir haben uns den Faktoren über drei Jahre lang in mehreren Studien gewidmet. Das Ziel dieses Projekts war es, den Komfort und die Performance der Radfahrenden zu verbessern sowie körperlichen Beschwerden vorzubeugen. Eine Radhose mit einem gutsitzenden, dämpfenden Sitzpolster ist für alle unersetzlich, die regelmäßig und lange im Fahrradsattel sitzen.


« Das Sitzpolsterprojekt ist eines der spannendsten, aber auch komplexesten Projekte, an denen ich bisher mitarbeiten durfte. »
Sitzpolster in der Wissenschaft: Der Ablauf der Entwicklung
Die Herausforderungen beim externen Kick-off
Da wir von Grund auf ein neues Sitzpolster-Konzept entwickeln wollten, haben wir beim Kick-off in 2020 schnell festgestellt, dass dieses Unterfangen sich wohl als aufwendiger herausstellt als zunächst angenommen. Das heißt, wir haben unseren Zeitplan verlängert und uns dazu entschieden, große Investitionen zu tätigen und einiges an Technik für die Studien anzuschaffen: verschiedene Kamerasysteme, Druckmesssysteme und verschiedenste Bike-Fitting-Tools. Und auch die zeitlichen Ressourcen dürfen nicht außer Acht gelassen werden, denn diese Art der Forschung sowie die Entwicklung von Prototypen benötigen Zeit sowie einige Menschen, die in das Projekt involviert sind.
Basis für ein sattelfestes Konzept: Durchführung von Studien
2021 ging es dann allmählich von der Theorie in die Praxis. Zunächst war es wichtig, dass wir ein allgemeines Verständnis aufbauen konnten, wie der Komfort beispielweise von der Sitzposition, Geschlecht oder Untergrund beeinflusst wird.
Für die wissenschaftliche Zusammenarbeit haben wir uns mithilfe der A4SEE (European Alliance for Sports Engineering Education) (in englisch) verschiedene Hochschulen zur Kooperation mit ins Boot geholt. Bei unseren Proband*innen handelte es sich übrigens nicht um professionelle Athlet*innen, sondern um trainierte bis gut trainierte Radbegeisterte, da wir unbedingt die Sitzpolster aus Endkund*innen-Perspektive testen wollten.




Fallstudien in Brünn
In Zusammenarbeit mit der FH Technikum Wien und der technischen Universität Brünn konnten wir in vielen Tests an unserem ersten Forschungsziel arbeiten: Wissen sammeln und einen Vergleich verschiedener Sitzpolster durchführen. Das heißt: Ab aufs Rad für erste Messungen. In diesem richtig heißen Sommer führten wir dort Indoor- und Outdoor-Tests durch. Bei den Temperaturen war ein wenig Fahrtwind sehr willkommen, wenn wir draußen – immer brav verkabelt – Tests durchführen durften, um den Druck zwischen Sitzpolster und Sattelzu erforschen.
Außerdem konnten wir mithilfe der Druckverteilungsmessungen Erkenntnisse darüber gewinnen, dass die sogenannte Zonierung des Sitzpolsters sinnvoll ist. Das bedeutet, dass ein Sitzpolster in verschiedene Zonen aufgeteilt ist und beispielsweise den Bereich des Damms besonders polstert. Außerdem zeigte sich in den Messungen deutlich, dass bei stark geneigten Oberkörper der Druck im Schambeinbereich besonders hoch ist.






In Brünn spielten übrigens nicht nur Radhosen eine wichtige Rolle beim Thema Bekleidung. Für VAUDE-Innovationsmanager Frank blieb die Fahrt nach Brünn besonders in Erinnerung, da ihm seine gesamte Kleidung aus dem Auto geklaut wurde. Er durfte dann eine ganze Woche in Badelatschen meistern (siehe Teambild am Ende des Beitrages).




« Dank der Langfristigkeit und Ausführlichkeit des Projektes war es möglich, optimale Produkte auf höchstem Qualitätsniveau zu entwickeln – das war mein persönliches Highlight. »
Material- und Formstudie
In 2021 untersuchten wir im Rahmeneiner Pilotstudie den Einfluss verschiedener Sättel- und Sitzpolsterkonstruktionen sowie Sitzpositionen mittels Druckverteilung sowie subjektiver Wahrnehmung durch die Probanden. Zudem führten wir Materialtests sowie Sitzpolstervermessungen durch. Das bedeutet für unsere VAUDE Sitzpolster sowie für die Polster der Wettbewerber: Ab in die Presse. Sie werden gedrückt, gequetscht und belastet, um unter wissenschaftlichen Bedingungen zu messen, wie steif das Material ist und wie stark es sich verformen lässt. Außerdem haben wir alle Benchmark-Sitzpolster vermessen, um die optimale Passform zu finden: Wie lang und breit sind die zu untersuchenden Polster und welche Form haben sie?


Sitzpolster-Studie 1
Die erste empirische VAUDE-Sitzpolster-Studie wurde 2022 von Johanna Freunek an der Fachhochschule Technikum Wien im Rahmen ihrer Masterarbeit durchgeführt. Sie hat die Sitzpolster ausgiebig analysiert und evaluiert, um festzuhalten, wie sie sich durch ihre Konstruktion sowie Materialzusammensetzung unterscheiden. In dieser ersten Studie erforschte Johanna, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Sitzpositionen und die geschlechtsspezifischen anatomischen Unterschiede auf den Satteldruck haben. Im Klartext bedeutet das: Die Proband*innen müssen sitzen und fleißig pedalieren. Johanna fand heraus, dass eine deutlich höhere Druckbelastung in sportiver Sitzhaltung nachweisbar ist sowie deutlich höhere Drücke bei Männern als bei Frauen. Erste Vermutungen wurden bestätigt: Sitzposition und somit die Radaktivität spielen hier eine tragende Rolle. Immer wieder fand ein Vergleich von verschiedenen Sitzpolster-Prototypen statt, die wir anschließend weiterentwickelten.




Sitzpolster-Studie 2
2022 fand eine weitere Sitzpolster-Studie bei VAUDE statt. In der Masterthesis von Sophie Richter an der Technischen Universität Chemnitz ging es ebenfalls um die Analyse und Evaluierung von Sitzpolstern, diesmal mit dem Schwerpunkt Konstruktion, Segmentierung und Materialisierung der Polster. Oder weniger wissenschaftlich ausgedrückt: Wie sind die verschiedenen Sitzpolster aufgebaut, wie viele Schichten, welche Zonen, welche Materialien kommen zum Einsatz und wie wirkt sich dies zum einen auf den Satteldruck und zum anderen auf die Beckenbewegung bzw. -stabilität aus. Auch hier wurden wieder die Auswirkungen der verschiedenen Sitzpositionen und der anatomischen Unterschiede bei Mann und Frau untersucht. Eine nicht ganz so wissenschaftliche Erkenntnis: Nach so langem Sitzen und Pedalieren für die Forschung muss man sich auch mal mit einem isotonischen Getränk belohnen. Außerdem haben sich erste Favoriten bei den Materialien herauskristallisiert und es wurde deutlich, dass ein zoniertes Sitzpolster mehr Stabilität im Sattel verleiht.




Fallstudien in Sheffield
Im Sommer 2022 fanden die nächsten Tests an der Hallam University (in englisch) in Sheffield statt. Wir führten dort Fallstudien durch, um ein generelles Verständnis zum thermischen Komfort von unterschiedlichen Sitzpolstern bei variierenden Konditionen aufzubauen. Mithilfe von Temperatur- und Feuchtesensoren sowie Infrarotkameras konnten wir nicht nur ulkige Aufnahmen produzieren, sondern auch wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wärmeverteilung und Feuchtigkeitsbildung bei verschiedenen Sitzpolstern gewinnen. Die Aufnahmen der Wärmebildkamera zeigen, dass ein Sitzpolster den Wärmeaustausch erschwert und zudem durch einen permanenten Sattelkontakt sowohl die Temperatur als auch die Feuchtigkeit zunimmt.


Sitzpolster-Studie 3
Im Rahmen der Masterthesis von Ingvar Vollprecht an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg fand die dritte Sitzpolster-Studie bei VAUDE statt. Die Prototypen wurden evaluiert und erneut die unterschiedlichen Sitzpositionen und Geschlechtsunterschiede verglichen. Hier wurde eine kinematische Analyse der Pedalierbewegung durchgeführt, das heißt, es wurden die Knie-, Becken- sowie Sprunggelenksbewegung beim Pedalieren gemessen. Zusätzlich erforscht Ingvar den Einfluss der Belastungsintensität und Belastungsdauer auf den Sitzkomfort, um Rückschlüsse für die weitere Optimierung von Sitzpolstern abzuleiten. Die Ergebnisse stehen noch aus.


Das Ergebnis: Drei verschiedene Sitzpolster für unterschiedliche Ansprüche
Die entwickelten Sitzpolster basieren auf den Studien und sind daher bestens auf die unterschiedlichen VAUDE-Radsportaktivitäten abgestimmt. Alle Sitzpolster beinhalten recycelte Materialien, wie es sich für VAUDE gehört.


« Als Radbegeisterter in unterschiedlichen Disziplinen und Product-Maniac freue ich mich sehr über das wirklich gelungen fundiert erarbeitete und spürbare Konzept! »
T-Pad: all-terrain Trail & Travel-Touren
Das T-Pad bringt alles mit, was es für Trail und Travel braucht - und zwar in jedem Gelände. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Trail-Tour, gemütliche Tages- oder längere Mehrtagestour handelt. Die Stärke des T-Pads und seiner 2-Lagen-Konstruktion liegt vor allem in der Bewegungsfreiheit bei aufrechterer Sitzposition.




X-Pad: sportliche Cross-Fahrten
Besonders eignet sich das X-Pad für eine sportliche Sitzposition, wie man sie beim Mountainbiken oder Graveln einnimmt. Zudem dämpft die 4-Lagen-Konstruktion mit 3D-Gitterstruktur die Stöße bei Geländefahrten. Für noch mehr Komfort ist das X-Pad fein perforiert, wodurch es hoch atmungsaktiv ist.
R-Pad: sportliche Road-Fahrten
Geht's mit dem Rad auf die Straße, empfehlen wir das R-Pad. Durch seine hochdichte 3-Lagen-Konstruktion dämpft es den Druck bei sportlicher Sitzpositionen für ein stabiles Fahrgefühl bei langen Fahrten oder Reisen. Für noch mehr Komfort ist das R-Pad fein perforiert, wodurch es hoch atmungsaktiv ist.




Unser Fazit zum Sitzpolster-Projekt
Basierend auf den Erkenntnissen der verschiedenen Studien sind die entwickelten Sitzpolster daher bestens auf die unterschiedlichen VAUDE-Radsportaktivitäten sowie die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frau und Mann abgestimmt. Alle Sitzpolster beinhalten recycelte Materialien, wie es sich für VAUDE gehört.


Herzlichen Dank an unsere Partner:




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