Contraire: Eine scheinbar gewöhnliche Radreise von Jakob Breitwieser und Daniel Eiermann

Die beiden VAUDE Athleten Jakob Breitwieser und Daniel Eiermann waren mit Mountainbike und Anhänger in den Schweizer Alpen unterwegs. In Zusammenarbeit mit den beiden Filmemachern Holger Wimmer und David Schultheiß ist dabei der inspirierende und sehr unterhaltsame Film "Contraire - Just an ordinary Biking Journey" entstanden. Wir haben die beiden Mountainbiker zu ihrem Projekt befragt.

Um was geht es – in aller Kürze – im Film „Contraire“?

Jakob: In aller Kürze: zwei Kumpels machen Bike Urlaub. Eventuell sollte man noch erwähnen, dass unser Verständnis von Urlaub und Erholung vielleicht nicht ganz jedermanns Sache ist...

Daniel: …und dazu gehört für uns eben auch eine gewisses Maß an Herausforderung oder wenn man so mag Abenteuer. Gerade Biken über 3000m ist schon etwas Besonderes und eben meistens schon etwas abenteuerlich.

Wie ist die Idee für diese Art von Reise entstanden?

Jakob: Nun ja, die Idee, mit dem Rad in die Berge zu fahren und (dann ohne Bike) auf Berge zu steigen, ist ja uralt und sicher nicht unsere eigene. Ich habe damit angefangen, da es als Schüler und Student einfach die billigste Variante war, in die Berge zu kommen. Ein Zugticket und/oder die eigenen Beine, mehr hats nicht gebraucht.

Daniel: Die Im konkreten Fall von Contraire wollten wir tatsächlich die wertvolle Urlaubzeit eben nicht mit langen Transfers in irgendeinem Fahrzeug verschwenden, sondern draußen an der frischen Luft sein. Dadurch, dass wir alles Material im Anhänger mitnehmen konnten, hat unser kurzer Abenteuerurlaub schon direkt an der Haustür angefangen.

Wie lange habt ihr für die Planung gebraucht?

Jakob: Gute Frage. Da besonders Daniel als Wahlschweizer das Wallis schon ziemlich gut kennt, waren die angepeilten Gipfel relativ schnell klar und konnten dann auch irgendwie zu einer sinnvollen Route zusammengebunden werden. Länger gebraucht hat dann natürlich die Feinplanung, die Absprache und Terminfindung mit den beiden Kameramännern sowie das Organisieren des notwendigen Materials.

Daniel: Die Planung hat sicher ein paar gute Stunden in Anspruch genommen. Die meisten der Gipfel hatte ich schonmal als Tagestour gemacht, daher war die Herausforderung eher eine logische Route zu finden, die auch die Transfers mit den Anhängern entsprechend ermöglichte. Maßgeblich bei der Planung beteiligt war auch Severin Schindler, ein guter Freund von mir, der am Ende verletzungsbedingt leider nicht mitfahren konnte.

Lange Etappen, viele Höhenmeter und wechselhaftes Wetter fordern die beiden Freunde. Bild: David Schultheiß

Lief dann bei der Reise alles wie geplant? Oder gab´s mal Probleme?

Jakob: Natürlich lief alles nicht nach Plan... So hatte zum Beispiel einer der beiden Kameraleute direkt nach dem ersten Tag mit einem durch Überlastung entzündeten Knie zu kämpfen. Außerdem wollten wir eigentlich als Highlight auf das Bishorn mit den Bikes – hier hat uns leider das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten umdisponieren. Runtergebrochen auf das Erlebnis würde ich aber behaupten, dass alles nach Plan lief.

Daniel: Pläne sind ja nur Pläne. Aufgrund der Begleitung von David und Holger, waren wir nicht ganz so flexibel wie sonst. Auch Kamera-E-Bikes und -Equipment mussten dann zum Teil halt auch mal eine Stufe hochgetragen werden.  Das dauert natürlich auch immer etwas länger als man denkt. Im Nachhinein bin ich, ehrlich gesagt, schon auch erleichtert, dass nichts wirklich schief gegangen ist. Das kann ganz schnell nicht mehr lustig sein, auch wenn wir immer unter 4000m waren. Wir haben z.B. auch eine Gruppe getroffen, die für die gleiche Tour aufs Baarhorn mit Bergführer unterwegs waren... und die hatten keine Bikes dabei.

Im Film legt ihr in den einzelnen Etappen teils sehr viele KM und HM zurück und dabei wirkt ihr meist recht entspannt – wie schafft man so etwas?

Jakob: Sagen wir mal so: Die Etappen werden ja nicht kürzer, wenn wir unentspannt wären... eine gewisse Selbstironie hilft einem da oft weiter und besonders, wenn der Kumpel dieselbe Art Humor teilt. Was die Fitness angeht: Wir sind zwar beide voll beruflich eingespannt, haben aber beide jahrelang Leistungssport betrieben und so vermutlich eine ganz gute Grundfitness aufgebaut, von der wir immer zehren können. Zudem haben wir eben irgendwie Spaß daran, uns selbst etwas zu schinden und meistens geht ja dann doch auch immer mehr, als man vorher dachte.

Daniel: Das war nicht wirklich viel. Wie gesagt: Urlaub. Nein, Spaß beiseite. Gerade der 1. Tag hatte ja schon 100 km als Transfer. Dass wir es dann noch auf den Arpelistock geschafft haben, hat mich selber erstaunt. Aber die Abfahrt über den Bilderbuchrat in den Sonnenuntergang war dafür ein absolutes Highlight, dass vergesse ich so schnell nicht mehr.

Mountainbiken im hochalpinen Gelände erfordert häufig lange Tragepassagen. Bild: David Schultheiß

Wieviel (und was) habt ihr pro Tag so gegessen, um den Kalorienverbrauch zudecken?

Jakob: So ungefähr alles, was wir auf dem Weg gefunden haben. Am besten sind tatsächlich Supermärkte im Tal, wo man einfach alles auffüllen kann. Aber sonst auch Bäckereien oder mal eine Einkehr auf der Hütte, wenn wir die Möglichkeit hatten. Immer dabei haben wir eigentlich ein Bisschen Brot, viel Käse und eine Tafel Schokolade sowie ein paar Energieriegel für den Notfall. Also vermutlich nicht gerade das, was Ernährungsexperten unbedingt empfehlen würden...

Daniel: ...der Hänger eignet sich auch eben super, um alles Nötige mitzunehmen. Die Verpflegung war also wirklich mehr als gesichert. Klar, hat es nicht immer für ein 3-Gänge-Menü gereicht, aber ganz ehrlich: Oft schmeckt doch was Einfaches vor dem Zelt eh besser. Geht mir jedenfalls so.

Ihr wart sowohl auf Straßen als auch auf Trails unterwegs und habt hierfür jeweils die Reifen gewechselt. Wie lange habt ihr für die Reifenwechsel gebraucht?

Jakob: Also der Reifenwechsel an sich geht sehr schnell, vielleicht ein paar Minuten mit Laufradaus- und wieder Einbau. Etwas komplizierter war das Aufpumpen der Tubeless Reifen (Schlauchlosreifen) mit der Minipumpe. Hat zum Glück aber jedes Mal geklappt!

Daniel: Viel dümmer war, dass wir eigentlich nicht genügend Latexmilch dabeihatten. Geplant war die Milch aus den montierten Reifen in umzufüllen. Daher hatten wir keine Ersatzflasche dabei. Was wir aber nicht bedacht hatten: Die Gravel Reifen sind ja viel schmaler und bei der Montage daheim hatten wir tatsächlich nicht beachtet, ausreichend Milch für die viel breiteren MTB-Reifen einzufüllen. Das war dann beim ersten Wechsel schon ein kleiner Oha-Moment. Es ist mir jetzt noch schleierhaft, dass Jakob mit geschätzten 5 Millilitern Latexmilch in den Reifen auf dem Platthorn war… ohne Platten.

Mit Anhänger und Straßenreifen legen Jakob und Daniel die Transferetappen zurück. Bild: David Schultheiß

Wie fährt sich so ein Anhänger? Teilweise wart ihr ja ganz schön am Ballern!

Jakob: Erstaunlich gut! Berghoch fühlt es sich natürlich etwas so an, wie wenn dich einer an der Sattelstütze festhält, in der Ebene aber und bergab geht das echt supergut. Selbst auf Trails, was uns auch erstaunt hat! Nur enge Kehren können einen etwas in Bredouille bringen.

Daniel: Wenn dir mal ein Trail zu langweilig oder zu einfach wird: Hänger montieren. Das ist ein ganz neues Fahrerlebnis. Das mein ich ernst.

Was waren jeweils eure persönlichen Highlights der Reise?

Jakob: Puh, abends so auf das Matterhorn gucken zu können, war schon sehr cool! Und dann natürlich, dass wir einen Film unseres Urlaubstrips als Erinnerung mitnehmen können.

Daniel: Die Übernachtung im Nobelort Zermatt. Das war schon sehr speziell und “contraire”. Aber mein eigentliches Highlight war tatsächlich der Aufstieg zum Moint de l`Etoile. Die Landschaft im Morgengrauen; das war schon sensationell schön.

Spektakuläre Ausblicke wie diese belohnen für all die Strapazen. Bild: David Schultheiß

Was kommt als nächstes? Habt ihr schon Pläne für weitere Abenteuer?

Jakob: Konkrete Pläne gibt’s bei uns eigentlich immer erst 1 Minute vor Abfahrt. Grundsätzlich solls aber weiterhin möglichst viel in die Berge gehen – möglichst aus eigener Kraft, egal ob beim Biken, Klettern oder Bergsteigen:

Daniel: Gute Frage. Pläne sind ja nur Pläne und davon gibt’s eben einige. Ich lasse mich überraschen….

Die Contraire-Crew: Jakob, David, Holger und Daniel (v.l.). Bild: Friendly Hiker

Vielen Dank euch! Wir sind gespannt, was noch alles kommen wird!