10 Wald-Tipps für vielfältige Erlebnisse & Erfahrungen unter Buche, Eiche und Kiefer...

Als grüne Lunge sind unsere Wälder CO2-Speicher, Lebensraum und Rückzugsort für unzählige Tiere und Pflanzen und sie haben eine wichtige Funktion für unser Weltklima. Allein in Deutschland entlasten Bäume die Atmosphäre jährlich um rund 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid, ein einziger Quadratkilometer Wald kann zudem bis zu 1.000 Tonnen CO2 dauerhaft einlagern. Als Wirtschaftswald dient er der Forstwirtschaft, der Jagd und vielen Menschen zum Broterwerb. Ganz nebenbei bieten Wälder uns Menschen kostenlose Erholung, Ruhe und wunderbaren Raum, um der hektischen Alltagswelt zu entfliehen.

Lichteinfall im WaldLichteinfall im Wald
Ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen heißt pure Energie tanken. Bild: Ralf Gantzhorn

 

«Wir haben 10 Tipps zusammengestellt, um den Wald zu erleben, besser kennenzulernen und zu verstehen. Mal abenteuerlich, mal ganz bei sich. Eines ist sicher: Wir Menschen brauchen den Wald mehr denn je!»

 

1.Waldbaden oder Shinrin Yoku

Der Gegenentwurf zum sportlichen und dynamischen Outdoorsport: Beim Waldbaden geht es darum, den Wald und seine Eindrücke mit allen Sinnen aufzusaugen. Nicht die Bewegung steht hier im Vordergrund, sondern Ruhe und Unaufgeregtheit. Die Idee ist in Japan sehr populär, der Begriff „Shinrin Yoku“ bedeutet übersetzt etwa soviel wie „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“ und funktioniert auch in der deutschen Sprache erstaunlich gut. Mit Techniken aus der Meditation oder dem Yoga kann man die Atmosphäre beim Waldbaden noch intensiver aufnehmen. Achtsamkeit lautet hier das Zauberwort - also das ganz bewusste Wahnehmen der Waldumgebung mit allen Sinnen. Vor allem die sprichwörtliche Waldluft ist besonders gut für deine Lungen. Wissenschaftler*innen haben herausgefunden, dass die Terpene, also die Botenstoffe der Bäume, eine heilsame Wirkung auf den menschlichen Organismus haben. 

Von erfahrenen Waldbademeister*innen lernen 

Inzwischen gibt es überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz Waldbade-Seminare oder -Veranstaltungen. Von Annette Bernjus, eine der bekanntesten „Waldbademeisterinnen“ Deutschlands, ist zusammen mit Anna Cavelius das Buch Waldbaden erhältlich. 

Gelb und orange - beginnende Herbstfärbung im Wald von obenGelb und orange - beginnende Herbstfärbung im Wald von oben
Eine Pracht - die Aussicht auf einen buntgefärbten Herbstwald ist wie ein Bad im Farbenmeer Bild: Ralf Gantzhorn

2. Einfach mal draußen schlafen

Eine Nacht im Wald oder am Waldrand ist etwas ganz Besonderes. Gebettet auf weiches Moos, über dir der Mond und Sternenhimmel und um dich herum die nächtlichen Geräusche: Das Rauschen des Windes, das Rascheln der Bäume und Tiere im Unterholz und mit etwas Glück der Ruf von Waldkauz oder Ziegenmelker. Klingt kitschig? Ist aber wunderschön! Ein bisschen Ausrüstung braucht es allerdings schon, um das kleine Abenteuer auch richtig zu genießen. Eine warme Isomatte und ein passender Schlafsack sollten auf jeden Fall ins Gepäck. Und wem das Blätterdach des Waldes dann doch etwas zu wildromantisch erscheint, der findet unter einem leichten Tarp, im Biwaksack oder Zelt schützende Schlafplatz-Alternativen.

Beim Übernachten im Tausend-Sterne-Hotel gibt es ein paar rechtliche Dinge zu beachten 

Wir haben mal eine Übersicht zur rechtlichen Situation in Sachen Zelten abseits von Campingplatzen in Deutschland zusammengefasst und hier auch mögliche Zeltübernachtungsplätze in den beliebtesten Reiseländern außerhalb Deutschlands aufgelistet.

Beleuchtetes Zelt im dunklen WaldBeleuchtetes Zelt im dunklen Wald
Einmalig schön! Eine Nacht unter Bäumen. Bild: Maximilian Semsch

3. Mountainbiken im Wald 

Schmale Singletrails, schwierige Wurzelteppiche – der Wald ist ein Paradies für Mountainbiker. Ob allein oder in der Gruppe – auf ausgedehnten Touren kannst du die Wälder deiner Region richtig gut kennenlernen. Eine Vielzahl von Touren finden sich etwa auf der Seite Alpenverein aktiv, an der auch unser Partner der Deutsche Alpenverein beteiligt ist, oder auf kommerziellen Portalen wie Komoot oder Strava. Noch schöner ist’s meist auf geführten Touren von professionellen Guiding-Anbietern oder DAV-Sektionen.

So gehst du sicher, nicht nur die schönsten Wege zu entdecken, sondern erfährst von den geschulten Guides auch vieles über Land und Leute. Wer mit dem MTB auf Entdeckungstour geht, sollte auf jeden Fall angepasste Bekleidung, das nötige Werkzeug und Ersatzteile sowie ausreichend Essen und Trinken im Rucksack dabei haben.

Beim Mountainbiken im Wald gilt wie immer: auf Natur und Umwelt achten

Hinweise und Verhaltensregeln zum naturverträglichen Bikevergnügen haben wir in einem eigenen Artikel für Euch aufgeschrieben.

Mountainbiker bei Sonnenuntergang im WaldMountainbiker bei Sonnenuntergang im Wald
Wälder locken Mountainbiker mit vielen versteckten Pfaden. Bild: Christoph Laue

4. Pilze sammeln

Nicht nur im Herbst: Was gibt es schöneres, als mit einem Korb und einem scharfen Messer durch den Wald zu stöbern und Pfifferlinge, Steinpilze oder Totentrompeten zu sammeln? Doch Vorsicht! Man sollte wissen, was man tut, bevor man Familie oder Freunden eine Pilzpfanne serviert, denn nicht jeder Pilz, der einen anlacht, ist essbar. Viele Pilze sind ungenießbar und Verwechslungen mit giftigen Exemplaren sind schnell passiert. Diverse Internetseiten wie die Speisepilzübersicht des Naturschutzbund NABU informieren genauso über die besten Speisepilze und Sammelzeiten wie spezielle Bestimmungsbücher, etwa vom Kosmos-Naturverlag. Schön ist es auch, sich einer geführten Pilzwanderung anzuschließen und von einer Pilzexpertin oder einem Pilzexperten das Handwerk des Pilzesammelns zu erlernen. Dann erfährt z. B. auch, wo Pilze am besten gedeihen, wie schnell sie bei der passenden Witterung förmlich aus dem Boden schießen und wann die beste Sammelzeit ist - so viel sei schonmal verraten: Pilze finden kann man nicht nur im Herbst. 

Sicher ist sicher: eine Pilzberatung hilft dabei, giftig von ungiftig zu unterscheiden      

Achtung vor giftigen Pilzen, vor allem wenn man mit Kindern beim Sammeln unterweg ist. Wer unsicher ist, ob das gefundene „Schwammerl“ nun eine Delikatesse ist oder doch nicht, findet bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie Pilzsachverständige in der eigenen Region, die sämtliche Funde fachmännisch begutachten.

Eine Mädchen sucht Pilze auf dem WaldbodenEine Mädchen sucht Pilze auf dem Waldboden
Hier muss sich doch irgendwo ein Pilz verstecken!

5. Den Waldwandel verstehen

Für Forstwirte und Tourismusanbieter ist er der Todfeind, Naturschützerinnen und Naturschützer sehen in ihm einen Katalysator für den natürlichen Waldwandel. Sicher ist: Der Borkenkäfer spaltet die Gemüter. Wer verstehen möchte, wie das etwa einen Zentimeter kleine Insekt biologische Großprozesse prägt, kann in den Wald-Nationalparks Bayerischer Wald, Harz oder Schwarzwald mit den Nationalpark-Rangern auf Tour gehen und live dabei sein, wenn in den vermeintlich toten Flächen ehemaliger Nadelholz-Monokulturen ein neuer natürlicher Wald mit einer ungeahnten Vielfalt an Leben entsteht.

Ein Urlaub im Nationalpark gibt tiefe Einblicke in das Ökosystem Wald  

Warum nicht mal Urlaub in der Nähe machen? Nicht nur in Corona-Zeiten kann man in Nationalparks und an vielen anderen Orten im ganzen deutschsprachigen Raum viele der hier gesammelten Aktivitäten auf kleinem Raum ausprobieren und das Ökosystem Wald hautnah erleben und verstehen lernen. Hier findest du Übersichten der Nationalparks in Deutschland, der Schweiz und in Österreich.

Kind neben einem abgebrochenem Baumstumpf im WaldKind neben einem abgebrochenem Baumstumpf im Wald
Werden und Vergehen sind im Wald ein stetiger Kreislauf. Bild: P. Dietenberger

6. Perspektivwechsel über den Baumwipfeln

In vielen Regionen entstehen Baumwipfelpfade. Besonders berühmt ist etwa der Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich. Thüringens einziger Nationalpark ist übrigens auch die größte nutzungsfreie Waldfläche Deutschlands. Im Allgäu lädt der Skywalk Naturerlebnispark zum Spazieren über den Baumkronen ein. Von oben genießt man eine ganz neue Perspektive auf die Bäume und ihre Kronen. Star-Wars-Fans dürfen sich außerdem ganz wie „Ewoks“ fühlen, die putzigen aber wehrhaften Waldlebewesen, die ihre Städte in die Kronen wahrer Baumriesen bauen.

Den Wald von oben betrachten erweitert Horizonte

Auch wenn die Holzkonstruktionen in den Baumkronen meist so einfach und schnell zu begehen sind wie Fußwege in der Stadt, sollte man ausreichend Zeit einplanen. Der Perspektivwechsel ermöglicht völlig neue Ein-, Aus- und Weitblicke und erweitert dabei ganz nebenbei auch den eigenen Horizont. Wer hektisch darüber stürmt, verpasst etwas.

Skywalk Allgäu im Winter mit Schnee von oben Skywalk Allgäu im Winter mit Schnee von oben
Winterpaziergang über den Baumwipfeln im Skywalk Naturerlebnispark im Allgäu Bild: skywalk allgäu
VAUDE Geschäftsführerin Antje von Dewitz ist stolz auf das eigene Umweltlabel Green Shape.

7. Der gute alte Waldspaziergang

Der Job nervt, der Alltag stresst, Sorgen kommen auf? Kaum etwas kann dich so schnell auf andere Gedanken bringen, wie ein Spaziergang durch den Wald. Mit offenen Augen, Ohren und Nase und dem Smartphone tief in der Tasche vergraben (oder ganz zu Hause), kann man einfach am besten durchatmen und abschalten. Wer auf den Geschmack gekommen ist, den Wald auf „Schusters Rappen“ zu erkunden, für den empfehlen sich auch längere Wanderungen. Viele Regionen, wie unsere Partnerregion Ostbayern, bieten hunderte Kilometer markierte Wanderwege an. Einfach mal ausprobieren.

Im Wald gibt es viel zu entdecken - Fernglas einpacken lohnt sich 

Mit einem Fernglas sieht man mehr: Das äsende Reh am Waldrand, den scheuen Hasen im Feld oder Europas kleinste Vogelart, das Wintergoldhähnchen, in den Spitzen alter Nadelbäume.

Spaziergänger mti schönem Lichteinfall im HerbstwaldSpaziergänger mti schönem Lichteinfall im Herbstwald
Einfach mal wieder im Wald spazieren gehen. Bild: Ralf Gantzhorn

8. Mit den Kindern im Wald spielen

Der Wald ist für Kinder einer der besten Abenteuerspielplätze der Welt. Egal was man dort macht, ob Verstecken spielen, Tiere gucken, Eicheln sammeln oder einfach nur rennen – es ist immer ein Abenteuer. Erst recht, wenn man es mit einer der anderen Aktivitäten aus unserer Liste kombiniert. Gerade für Kinder ist der Wald ein wichtiger Lern- und Erfahrungsraum. Sie entdecken dort eine vollkommen andere Welt mit ganz eigenen Gesetzen, betreten Neuland, erweitern ihren Aktionsradius und gewinnen so Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Auch die Allerkleinsten können in der Kindertrage schon mit in den Wald.

Gute Ausrüstung und Proviant machen den Waldausflug entspannter

Kalte Füße, durchnässte Bekleidung oder Hunger und Durst können aus dem Abenteuer schnell ein Fiasko machen. Wenn der Nachhauseweg dann auch noch lang ist, kann die Waldbegeisterung der Kleinen schnell kippen. Wetterfeste Bekleidung, passendes Schuhwerk sowie gut gefüllte Vesperdose und Trinkflasche sind wahre Stimmungsretter.

Zwei Kinder rennen durch den FrühlingswaldZwei Kinder rennen durch den Frühlingswald
Auf dem Waldboden macht das Rennen doppelt soviel Spaß. Bild: P. Dietenberger

9. Rücksicht nehmen auf Wald & Bewohner

Wir freuen uns über jeden Menschen, der den Wald besucht. Wir Menschen sind dort aber nur Gast im Lebensraum von vielen pflanzlichen und tierischen Wald-Lebewesen. Wir sollten daher Rücksicht auf sie nehmen, das gilt besonders in Schutzgebieten oder Nationalparks. Zu den Regeln gehört die Fluchtdistanz von Tieren zu respektieren und auf den Wegen zu bleiben. Statt lärmend durch den Wald zu jagen - lieber ab und zu mal inne halten und mit offen Sinnen die Natur wahrnehmen, durchatmen und genießen. 

Müll hat im Wald nix verloren - auch keine Papiertaschentücher

Und lasse bitte nichts im Wald, was dort nicht hingehört. Das gilt vor allem für Müll jeder Art. Gerade Papiertaschentücher sind in den letzten Jahren immer mehr zum Ärgernis geworden. Was viele Menschen nicht wissen: Ihr spezieller Zellstoff ist wasserabweisend und hoch reißfest und braucht deshalb etwa ein Jahr, um zu verrotten – in alpinen oder nordischen Gegenden wesentlich länger. 

Ein Mann blickt auf einen WaldmoorseeEin Mann blickt auf einen Waldmoorsee
Jahrtausende alte Waldmoore zu bewahren bedeutet unser Klima schützen. Bild: Moritz Attenberger

10. Zur Tat schreiten!

Es ist schön, tolle Tipps zu lesen, was man im Wald alles so machen kann - noch viel schöner ist es, diese in die Tat umzusetzen und selbst auf Entdeckungstour zu gehen.

«Also: nix wie raus und ab in den Wald!»

Kleiner Wasserfall im WaldKleiner Wasserfall im Wald

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