Nie wieder ist jetzt: Mit Weitblick für Demokratie, Vielfalt und Menschenrechte

VAUDEs Haltung zum Erstarken rechtspopulistischer Strömungen und unsere Sichtweise auf wirtschaftspolitische Forderungen der Alternative für Deutschland (AfD) in ihrem Grundsatz- und Europawahlprogramm, die VAUDE betreffen

Das Säen von Hass und Fremdenfeindlichkeit sowie die Missachtung von Menschenrechten haben in einer freien und offenen Gesellschaft keinen Platz. Wir freuen uns sehr, dass nun immer mehr Menschen, Unternehmen und Verbände lautstark ihre Stimme für die Demokratie erheben. Wir bei VAUDE sind der Ansicht, dass wir uns als Unternehmen klar und deutlich von rechtspopulistischen Parolen abgrenzen müssen und setzen uns proaktiv für eine starke Demokratie ein. Wir halten die Gefahr, dass unsere Gesellschaft politisch weiter nach rechts schwenkt für sehr real und sehen darin eine Bedrohung für unsere Wirtschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Erstarken der AfD und rechtspopulistischer Strömungen in Deutschland betrachten wir bei VAUDE mit großer Sorge. Viele Positionen, die sie vertreten, betreffen uns als Unternehmen direkt – etwa der Fremdenhass, das Leugnen des Klimawandels oder Ideen, aus der Europäischen Union (EU) auszutreten. Daher wollen wir uns dazu proaktiv in der Öffentlichkeit äußern und damit unserer Verantwortung, demokratische Werte zu verteidigen, gerecht werden. 

Wir bei VAUDE beziehen schon seit vielen Jahren Position zu gesellschaftspolitischen Fragen. Wir sind der Überzeugung, dass Unternehmen wichtige Akteure und starke Säulen in der Gesellschaft sind und daher auch in der Verantwortung stehen, sich öffentlich für die Demokratie einzusetzen. Viele Menschen haben ein besonders hohes Vertrauen in die Krisen- und Lösungskompetenz von Unternehmen, daher können sie eine Vorbildfunktion einnehmen: Wenn Unternehmen sich klar gegen rechts und für starke demokratische Institutionen positionieren, stärken sie damit auch ihren Mitarbeitenden, Partnern und Kund*innen den Rücken, selbst Stellung zu beziehen. 

Daher halten wir es für wichtig, dass wir als Wirtschaftsunternehmen und unsere Verbände deutlich machen, dass viele Forderungen aus dem Wahlprogramm der AfD nicht nur menschen-, sondern auch wirtschaftsfeindlich sind - sie gefährden den Wirtschaftsstandort Deutschland und damit auch uns als global wirtschaftendes Unternehmen. 

Es gibt keine radikalen Antworten auf komplexe Herausforderungen

Radikale und scheinbar einfache Antworten auf die komplexen Herausforderungen unserer Zeit gibt es nicht. Wir bei VAUDE wissen aus 15 Jahren unserer nachhaltigen Transformation, dass Veränderungen starke Emotionen wie Angst, Wut und Abwehrhaltung hervorrufen können. Wir wissen aber auch, dass der Transformationsprozess gelingen kann. Deshalb möchten wir mit unserem Beispiel anderen Mut machen, ebenfalls diesen Weg zu gehen und damit auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Stabilität der Demokratie stärken.  

Die Rechtspopulisten versuchen, Unsicherheit und Zukunftsängste der Menschen zu instrumentalisieren und liefern vermeintlich einfache Lösungen. Doch es gibt keine einfachen und schon gar keine radikalen Antworten auf die vielfältigen und komplexen Herausforderungen unserer Zeit. Jede Form der Radikalität vergrößert die Gräben zwischen uns und erleichtert es rechtsradikalen Tendenzen, Fuß zu fassen.

Diese lauten Rufe dürfen die Regierungen nicht dazu verleiten, stehen zu bleiben oder bereits getätigte Zusagen wieder rückgängig zu machen. Im Gegenteil, es erfordert ein professionelles Durchsteuern, um uns als Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftsfähig aufzustellen.

Unsere Haltung im Einzelnen zu den Positionen des AfD-Parteiprogramms: 

Deutschland und die EU brauchen einen starken Zusammenhalt als demokratische Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft statt nationalistischem und EU-feindlichem Denken. 

Wir bei VAUDE sind überzeugt davon, dass wir in Deutschland und der EU einen starken Zusammenhalt als demokratische Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft brauchen. Die Wahrung der Menschenrechte, Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit sind Grundlagen für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben in Europa. Die Forderung der AfD nach einer Abschaffung des Euros und eine negative Haltung gegenüber der EU und internationaler Handelsabkommen erachten wir bei VAUDE als kontraproduktiv für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas angesichts der Konkurrenz der großen Volkswirtschaften wie China, USA, Kanada oder anderer aufstrebenden Staaten. Die Unternehmen in Deutschland brauchen einen freien Wirtschaftsaustausch. Die Freiheit des Handels ist durch den Euro deutlich einfacher geworden und hat uns viele Vorteile gebracht: So hat sich der Euro neben dem US-Dollar als wichtige Leitwährung im internationalen Handel etabliert, was mit der Deutschen Mark (DM) in einem globalisierten Handel nicht möglich gewesen wäre.

Was für viele deutsche Unternehmen gilt, gilt auch für VAUDE: Die EU ist unser wichtigster Export-Umsatzmarkt. Wir sprechen uns deshalb für einen starken und stabilen europäischen Binnenmarkt aus. Europäische Regelungen, die für eine einheitliche Anwendung innerhalb der EU-Staaten sorgen, reduzieren die Bürokratie für Unternehmen erheblich. Wir stehen der Arbeitnehmerfreizügigkeit, also dem Recht aller EU-Bürger*innen innerhalb der EU frei einen Arbeitsplatz wählen zu können, positiv gegenüber, denn wir sehen in der Zuwanderung die Chance, dem Fach- und Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. 

Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist es wichtig, für ausländische Fach- und Arbeitskräfte attraktiv zu bleiben, statt Zuwanderung und Integration zu verhindern.

Fremdenfeindliche Positionen, Hass und Ausgrenzung widersprechen nicht nur unserer Überzeugung, dass wir in einer Demokratie grundlegende Werte wie Menschlichkeit, Toleranz oder Vertrauen verteidigen müssen. Der Populismus und rechtspopulistische Parteien gefährden unseren Wirtschaftsstandort, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und unseren Wohlstand. Es ist wichtig, dass Deutschland für ausländische Fach- und Arbeitskräfte attraktiv ist. 

Für einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland brauchen wir eine unkomplizierte Anwerbung von qualifizierten Menschen aus anderen Ländern – statt einer menschenverachtenden Debatte über „Remigration“. Schon jetzt herrscht in Deutschland ein eklatanter Fachkräftemangel, den auch wir bei VAUDE schon seit vielen Jahren erleben. Dieser wird in den nächsten Jahren allein aufgrund der demografischen Entwicklung dramatisch ansteigen: In zwölf Jahren haben wir voraussichtlich sieben Millionen Arbeitnehmer*innen weniger als heute auf dem Arbeitsmarkt, vor allem weil die Generation geburtenstarker Jahrgänge in Rente geht und weniger junge Menschen nachfolgen.

Wir bei VAUDE sind ebenfalls auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. 2022 gehörten bereits 16 Prozent unserer Mitarbeiter*innen anderen Nationen als der deutschen an, 35 ehemalige Flüchtlinge waren 2022 bei uns beschäftigt. Schon seit Jahren engagieren wir uns für die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt, um unsere Verantwortung als Arbeitgeber wahrzunehmen und weil wir mit ihnen wertvolle Mitarbeiter gewinnen.

Die Energiewende hat höchste Priorität: Wir brauchen den Ausstieg aus fossilen Energieträgern und den Umstieg auf erneuerbare Energiequellen, statt einem Leugnen von Klimawandel und dem Festhalten an fossilen Rohstoffquellen. 

Das Leugnen des durch Menschen verursachten und wissenschaftlich belegten Klimawandels und die daraus geforderten Maßnahmen der AfD, wie etwa die Beendigung der Dekarbonisierung, würden zu Fehlinvestitionen führen, die Deutschland im internationalen Wettbewerb stark zurückwerfen würden. 

Die wissenschaftlichen Fakten lassen keine Zweifel offen - der menschengemachte Klimawandel schreitet rasant voran und hat drastische Folgen. Daher befürworten wir bei VAUDE die Ziele der internationalen Klimarahmenkonvention und wünschen uns eine aktive Vorreiterrolle der Deutschen Bundesregierung bei der Umsetzung. Wir unterstützen globale Klimaschutzbewegungen und setzen uns wissenschaftsbasierte Klimaziele zur systematischen CO2-Reduktion, die in Einklang mit den Vorgaben des Paris-Abkommens stehen, die globale Erderwärmung auf 1,5 °C zu beschränken. Dafür ist die Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen und ein schneller Umstieg auf erneuerbare Energiequellen sehr wichtig. 

Wir haben schon vor vielen Jahren den Umstieg von fossilen auf regenerative Energiequellen begonnen und treiben diesen auch in unserer Lieferkette voran. Daher positionieren wir uns als  Unternehmen seit langem für den Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung, um schnell eine Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu erreichen.  

Wir sind vom wirtschaftlichen Nutzen der Energiewende für Unternehmen und Bürger*innen überzeugt: Unser Wohlstand hängt von der Verfügbarkeit und Verlässlichkeit günstiger erneuerbarer Energie ab, die vor Ort erzeugt wird, auch um Netzkosten zu reduzieren. Strom aus Wind, Sonne oder Biomasse sind die billigste Energieform und senken die Kosten für die Bürger*innen. Ohne Energiewende sind Wohlstand und Entwicklung für uns Menschen unter Wahrung der Planetaren Grenzen nicht möglich. 


Anhang: 

Auszug aus dem Grundsatzprogramm der AfD zu EU und Euro  
„Der gemeinsame EURO ist eine grundlegende Fehlkonstruktion. Aus der Währungsunion entwickelte sich zwangsläufig eine Schuldenunion. Wir fordern, das EURO-Experiment geordnet zu beenden. 

Wir lehnen die „Vereinigten Staaten von Europa“ ebenso ab wie eine EU als Bundesstaat, aus der kein Austritt mehr möglich ist…Sollten sich unsere grundlegenden Reformansätze im bestehenden System der EU nicht verwirklichen lassen, streben wir einen Austritt Deutschlands, bzw. eine demokratische Auflösung der Europäischen Union und die Neugründung einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft an.

Die AfD lehnt Handelsabkommen grundsätzlich ab, wenn diese intransparent und nicht öffentlich sowie ohne Beteiligung des Bundestages verhandelt werden … Aus diesen Gründen werden von uns auch die geplanten Handelsabkommen TTIP, TISA und CETA abgelehnt.“

https://www.afd.de/grundsatzprogramm/#10

https://www.afd.de/grundsatzprogramm/#2

Auszug aus dem Europawahl-Programm der AfD zur EU

„Wir halten die EU für nicht reformierbar und sehen sie als gescheitertes Projekt.“ 

https://www.afd.de/europawahlprogramm2024/ (Seite 9) 

Auszug aus den Grundsatzprogramm der AfD zur “Deutschen Leitkultur”, Ablehnung von Multikulturalismus 

„Die Alternative für Deutschland bekennt sich zur deutschen Leitkultur. Die Ideologie des Multikulturalismus betrachtet die AfD als ernste Bedrohung für den sozialen Frieden und für den Fortbestand der Nation als kulturelle Einheit. Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“

https://www.afd.de/grundsatzprogramm/#7

Auszug aus dem Europawahlprogramm der AfD zu und Remigrationsprogrammen 

„Schutz vor Kriegsfolgen ist nur für deren Dauer zu gewähren und darf nicht zu dauerhafter Einwanderung führen. Nicht „Resettlements“, also Umsiedlungsprogramme nach Europa, sind das Gebot der Stunde, sondern das Gegenteil: Auf nationaler und europäischer Ebene müssen Remigrationsprogramme auf- und ausgebaut werden.“

https://www.afd.de/europawahlprogramm2024/ (Seite 17) 

Auszug aus dem Europawahlprogramm der AfD zum Klimawandel und zur Dekarbonisierung

„Fossile Energieträger waren und sind die Grundlage unseres Wohlstands. Die Behauptung einer Bedrohung durch den menschengemachten Klimawandel basiert nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie ist vielmehr eine politische Agenda zur Besteuerung der Luft zum Atmen und damit der Durchsetzung gesellschaftlicher Umgestaltungen (Große Transformation). Es ist ein ökosozialistisches Projekt, welches zwangsläufig zur dramatischen Reduktion des Wohlstandes und zur totalitären Freiheitseinschränkung führt. Der jetzt schon schwindende Wohlstand und unsere mangelnde Zukunftsfähigkeit sind eine direkte Folge der aus rein politischen Gründen betriebenen Dekarbonisierung. Befangen in der Ideologie der großen Gesellschaftstransformation, begibt sich die EU immer stärker auf einen internationalen Sonderweg. Der globale Haupttreiber dieser fatalen Ideologie sind die nicht demokratisch legitimierten Brüsseler Bürokraten mit ihrem Green Deal.“

https://www.afd.de/europawahlprogramm2024/ (Seite 40)