Teil 2: Vorbereitung, Wetter, Klettersteig mit Kindern

Klettersteige sind für viele Menschen das Bindeglied zwischen sportlichem Bergwandern und alpinem Bergsteigen und ermöglichen einzigartige Gipfelerlebnisse, die für Wandernde nicht erreichbar sind. In Teil zwei unserer Mini-Serie geben wir Tipps zu Planung, Vorbereitung, Tourenwahl, Wetter und vieles mehr!

Leicht anfangen und weiter steigern: Ein Rezept am Klettersteig. Foto: Torsten Wenzler

Vorbereitung, Planung und Know-How

Wie so häufig am Berg, gilt: einfach anfangen und langsam steigern. Denn eine Magie des Klettersteiggehens ist gleichzeitig eine Herausforderung. Du bist draußen. In den großartigen, wilden Bergen. Du musst Dich also nicht nur auf die technische Schwierigkeit des Weges konzentrieren, sondern auch auf Dinge wie Wetter, Technik, oder Psyche.

Immer nach oben! Foto: Moritz Attenberger

Tourenwahl

Bei der Wahl des Klettersteigs helfen Klettersteigführer, entweder digital oder klassisch in Buchform. Es ist auch immer sinnvoll, sich direkt vor Ort nach den Bedingungen zu erkundigen. Für Neueinsteiger*innen ist vor der ersten Tour ein Kurs, zum Beispiel am Urlaubsort, bei einer Alpenvereinssektion oder eine geführte Tour mit einer Bergführerin oder einem Bergführer immer eine gute Idee. Hier lernt man, die Technik zu beherrschen und bekommt wertvolle Tipps für viele weitere Touren. Erfahrene Bergwandernde, die trittsicher sind und Erfahrungen mit Bergwetter und Tourenplanung haben, können sich nach ausgiebiger Beschäftigung mit der Technik durchaus an die Schwierigkeiten A oder B wagen. Schwierigere Steige sollten nur Menschen mit langjähriger Kletter- und Bergerfahrung vorbehalten bleiben.

Viele Klettersteige liegen in Ortsnähe. Foto: Moritz Attenberger

Planung

Steht die Tour fest, geht es an die Planung. Eine gute Papierkarte hilft hier zusätzlich zum Klettersteigführer ungemein. Sie ist ausfallsicherer und im alpinen Gelände auch genauer als eine Navigationsapp. Das vollgeladene Handy gehört trotzdem für den Notfall unbedingt in die Ausrüstung.

Gerade Einsteiger*innen sollten auf die in den Klettersteigführern angegebenen Begehungszeiten ein ordentliches Zeitpuffer plus zusätzliche Pausen rechnen. Klettersteige mit Ausstiegs- und Abkürzungsmöglichkeiten sind gerade für den Anfang sehr hilfreich. Wie immer am Berg gilt: Lieber früh aufstehen und losgehen. So vermeidet man genauso, dass einem hintenraus die Zeit ausgeht, wie lästige Staus am Berg. Außerdem ist der Nachmittag gerade im Sommer in den Bergen oft Gewitterzeit.

In alpinen Steigen: Zeit für Zu- und Abstieg einplanen! Foto: Torsten Wenzler

Wetter

Das Bergwetter ist dynamisch und immer in Bewegung. Klettersteiggeher*innen sollten sich in jedem Fall vor und während der Tour immer über die Entwicklungen informieren, z. B. per Wetter-App und Regenradar und außerdem aktiv ihre Umwelt beobachten.

Bei Gewitter sind Klettersteige absolut tabu. Die Metallelemente wirken wie Blitzableiter. Durch ihr Material und ihre Exponiertheit ist ein Blitzeinschlag viel wahrscheinlicher.

Auch bei Regen können Klettersteige heikel, weil sehr rutschig sein. Wind ist vor allem mental sehr anspruchsvoll. Gegen zu viel Sonne hilft Sonnencrème, eine Kopfbedeckung und Trinken, Trinken, Trinken! Bei Schnee und Eis sollte man sich nach Alternativen umsehen.

Augen auf! Das Wetter in den Bergen kann sehr dynamisch sein. Und sehr schön. Foto: Torsten Wenzler

Know-How

Wer schon ein bisschen Klettersporterfahrung hat, ist auch in Steilstücken im Klettersteig im Vorteil. Viele Techniken lassen sich nämlich übertragen. Zum Beispiel, früh die Füße hochzusetzen und sich kraftsparend aus den Beinen hochzudrücken, statt ständig das Körpergewicht an den Armen hochzuzuziehen. Ist das einmal nicht möglich, ist es immer kraftsparender, sich am ausgestreckten und nicht am angewinkelten Arm hochzuziehen.

Häufige Pausen sind ein Erfolgsgeheimnis im Klettersteig. Sie sorgen für Regeneration, erlauben es, die Schönheit der Berge intensiv aufzusaugen und mit gestärktem Körper und Geist weitergehen.

Pausen und Freundlichkeit sind auch die Erfolgsrezepte, wenn es einmal zum Stau kommt.

Klettersteig mit Kindern?

Grundsätzlich sind Klettersteige auch für Kinder geeignet. Noch mehr als bei Erwachsenen gilt hier aber: Einfach anfangen, Sicherheit gewinnen, Vertrauen aufbauen. Grundvoraussetzung ist, dass auch die Jüngsten das Klettersteigset und die Karabiner absolut sicher selbst bedienen können.

Mit Wissen und Technik ein Spaß für die ganze Familie. Foto: Ralf Gantzhorn (†)

 

Fast alle Klettersteigsets auf dem Markt sind laut der aktuellen Norm EN 958:2017 übrigens erst für Gewichte ab 40 Kilogramm geeignet. Kinder ab 40 Kilogramm können also auch selbständig im Klettersteig unterwegs sein. Leichtere Kinder können mit einem zusätzlichen Sicherungsset wie dem „Via Ferrata Belay Kit“ von Edelrid von oben durch Erwachsene „nachgesichert“ werden. Das ist auch eine gute Unterstützung in steilen Stücken. Dieses Nachsichern ist allerdings eine alpine Technik, die Erfahrung und Wissen bei den erwachsenen Tourteilnehmenden voraussetzt.

In schwierigen Passagen kann man Kinder immer zusätzlich per Kletterseil sichern. Foto: Ralf Gantzhorn (†)

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